Erster Grund ist: Ich bin mal wieder einige Wochen ohne Laptop gewesen. Kaum zu glauben, aber ich überlebe, auch wenn es echt eine Umstellung ist und ich festegestellt habe, dass ein Großteil meiner Alternativen zur Freizeitgestalltung darauf basiert, dass ich einen Laptop nutzen kann (telefonieren, filme sehen, musik hören, chaten, emails schreiben oder einfach nur ohne Ziel rumsurfen). Lesen ist zwar von Zeit zu Zeit auch mal ganz schön, aber zwölf Stunden am Tag sind dann doch etwas zu viel, vor allem, wenn man wie ich gerade "Früchte des Zorns" von John Steinbeck liest, was auf Dauer so deprimierend ist, und zur Abwechslung nur der Blick auf die fleckige Tapete meines Zimmers oder wahlweise in den grauen Winterhimmel bleibt. Um es zusammenzufassen: Mir war häufig langweilig in den letzten Wochen.
Und damit komme ich auch schon zum zweiten Grund, warum ich in letzter Zeit nicht viel geschrieben habe: Es ist nichts passiert! Zumindest nichts Interessantes.
Wenn ich mir jetzt meinen Wochenplan so anschaue, sieht es nach gar nicht so viel aus, aber besonders die Lingvoclubs und die Uni-Vorlesung benötigen viel Vorbereitung. Im Lingvoclub probieren wir immer wieder neue Methoden und Ideen aus um die Leute zu motivieren und einzubinden. Manches klappt gut, manches nicht so. Das ist zwar anstrengend, weil man alles selbst entwickeln muss, aber ich lerne selbst ungeheuer viel dabei. Und extrem viel Zeit geht für Reisen drauf. In der Karte, die ich vor einigen Wochen im Beitrag über Togliatti gepostet habe, sieht man wie weitläufig die Stadt ist. Und da wir überall in der Stadt arbeiten, verbringen wir Stunden in den klapprigen gelben Marshrutkas. Ich habe mir in solchen Situationen schon häufig ein Auto gewünscht, irgendeinen alten Lada oder so. Aber wenn ich dann sehe, wie zwischendurch mal einfach so eine dritte Spur aufgemacht wird, zwischen zwei Spuren überholt wird, oder die Autos über die eisig, schneebedeckten Straßen schlittern, wird mir auch immer wieder klar, dass ich in dieser Stadt wahrscheinlich nie Auto fahren könnte.
Nach dem Eisbaden in der Wolga. Hinterher ist es wirklich nicht kalt. (Mehr Fotos habe ich bei facebook reingestellt) |
Der 8. März, der Feiertag an sich, war in diesem Jahr ein Donnerstag. In Deutschland würden in solch einem Fall viele Menschen auch den Freitag frei nehmen um in den Genuss eines verlängerten Wochenendes zu kommen. Die Idee, dass mehrere ununterbrochene freie Tage hintereinander etwas tolles sind, hatte man auch hier in Russland. Deshalb wurde auch der Freitag offiziell zum freien Tag erklärt. Klingt toll, oder? Ein Staat, der Brückentage verschenkt. Jetzt kommt allerdings der Haken: Um den freien Freitag auszugleichen, wurde der Sonntag zum offiziellen Werktag gemacht. Selbst die Schüler mussten am Sonntag in die Schule! Noch absurder war allerdings der Mittwoch vorm Frauentag in der Schule. Es gab wie gesagt, Geschenke ohne Ende und ein Frauentagskonzert (das Übliche: kleine Jungs in Anzügen und Mädchen mit gigantischen Haarschleifen singen zu Keyboardmusik aus dem off). Zusätzlich wollte man den Lehrerinnen einen verkürzten Arbeitstag schenken. Das naheliegenste wäre wohl gewesen, einfach einige Unterrichtsstunden am Nachmittag ausfallen zu lassen, aber das wäre wohl zu einfach gewesen. Anstatt einzelne Stunden komplett ausfallen zu lassen, wurden alle Unterrichtsstunden von 40 Minuten auf 30 Minuten gekürzt. Sogar die Schulglocke wurde umgestellt und hat aufgrund der kurzen Zeit laufend geklingelt. Das hat das Unterrichten praktisch unmöglich gemacht. Vierzig Minuten sind schon kurz, aber bei dreißig Minuten muss man aufhören, wenn man gerade angefangen hat.