...und ein bisschen auch die russischen Männer
Ich habe diesen Beitrag schon lange geplant, ihn aber immer herausgezögert. Wahrscheinlich hätte ich schon nach einer Woche über das Thema schreiben können, aber dann wäre meine Meinung nicht so differenziert gewesen. Ich hoffe auch jetzt, dass mein Beitrag nicht zu sehr ins klischeehafte abgleitet.Nach einer Woche war das Thema "Frauen und Männer und Unterschiede" im Kreise unserer drei Freiwilligen brandheiss. Grund dafür: Man schüttelt Frauen in Russland nicht die Hände. (Mittlerweile weiß ich, dass das so nicht ganz stimmt. Bei geschäftlichen Kontakten werden schon die Hände geschüttelt und wenn eine klare Initiative von der Frau ausgeht, darf auch geschüttelt werden)
Was mir bekannt war, hat Kevin gleich am zweiten Tag in sein erstes großes russisches Fettnäpfchen treten lassen. Er hat der Freundin von Sergey (einer unserer ständigen Begleiter der ersten Wochen) zum Abschied die Hand gereicht. Besagte Freundin ist tiefrot angelaufen, hat wechselweise die ausgestreckte Hand und Kevin angeguckt, angefangen zu kichern und ihn dann nach einigen peinlichen Sekunden umarmt (was wiederum Sergey offensichtlich missfallen hat). Danach wurde Handschüttel-Problem bei uns eingehend diskutiert. Kevin konnte es überhaupt nicht fassen, dass Russland da so "rückständig" ist und ich muss zugeben, dass es für mich auch jetzt immer noch befremdlich ist, wenn zum Beispiel in unserem Lingvoclub einige der Jungs ankommen, sich durch den ganzen Raum arbeiten um allen männlichen Teilnehmern plus Kevin die Hand zu schütteln und für mich nur ein leichtes Kopfnicken überhaben. Aber man passt sich ja an Vieles an.
Was meine beiden Mitfreiwilligen nicht so stark wahrgenommen haben wie ich, war dass ich auch abseits des Händeschüttelns immer etwas außen vor war, aus dem einfachen Grund, dass ich die einzige Frau in einer Männerrunde war. Da ich generell etwas
Nun soll es aber nicht so aussehen, als ob ich ein großes Problem mit russischen Männern hätte. Mittlerweile fühle ich mich in Männergesellschaft sogar wohler, vorrausgesetzt es ist nicht die Sorte dabei, die nicht gerne mit Frauen kommuniziert. Es sind eher die Frauen die mich
Um die Sache von hinten aufzuziehen und vielleicht eine Erklärung zu geben, warum russische Frauen sind wie sie sind, muss man wissen, dass das russische Gesellschaftsbild recht starr ist, genaue Rollenvorstellungen hat und einen enormen Druck ausübt - besonders auf die Frauen. Der typische russische Lebenslauf sieht wie folgt aus: mit 17 Schulabschluss und an die Uni (man wohnt weiterhin bei den Eltern), mit 22 Uni-Abschluss, mit spätestens 23 Heirat (um endlich bei den Eltern ausziehen zu können), mit 26 1-2 Kinder, mit 27 Scheidung. Zeit für einen beruflichen Aufstieg bleibt nicht wirklich, ist auch nicht nötig, weil Frau sich ja sowieso um die Kinder kümmert.
Wer nicht in diesen Lebensentwurf reinpasst, der steht unter enormen Druck. Die Torschlusspanik, die deutsche Frauen bekommen, wenn es auf die Menopause zugeht, haben russische Frauen bereits mit 24 Jahren, wenn die Zahl der brauchbaren Männer sich durch Heirat und Alkoholabhängigkeit immer weiter verringert. Glücklicherweise wird der (äußerliche) Alterungsprozess durch diese Lebensweise stark beschleunigt, so dass ich trotz meiner 26 Jahre immer noch gut als Anfang 20 durchgehe (vor kurzem wurde ich auf einem 18 Geburtstag sogar auf 20 geschätzt *hach*).
Dieser Hintergrund erklärt einiges am Verhalten russischer Frauen. Die russische Frau sieht immer perfekt aus. Sie hat kein Übergewicht, schminkt sich (aber nur dezent), trägt hauptsächlich elegante Röcke und Kleider mit High-Heels und hat lange, gepflegte, ungefärbte Haare. Im Winter habe ich mich immer etwas plump gefühlt, wenn ich mit meinen drei Schichten Kleidung und derben Schuhen in den Bus gestiegen bin und mich geärgert habe, dass meine Haare sich trotzt ewiger Föhnprozedur und jede Menge Haarspray gelockt haben, während neben mir eine Russin im eleganten Pelzmantel mit Pelzhut auf perfekt geglätteten Haaren, mit Rock und hohen Stiefeln mit Absatz saß. Jetzt im Sommer ist es etwas besser geworden. Kleider sind mir nicht mehr zu kalt, durch das dauerhafte Schwitzen werden auch die russischen Haare kraus und im Bikini sind die Speckröllchen eher zu sehen als unter dem weiten Pelzmantel.
Die russische Frau ist außerdem die Aktive in der zwischengeschlechtlichen Beziehung. Wenn sie einen Mann will, bekommt der die volle Charmoffensive zu spüren. Es ist immer wieder witzig zu sehen, welchen Effekt ein ausländischer Mann auf einen Haufen russischer Frauen hat; wie dieser eine Mann plötzlich umschwirrt und umgarnt wird.Von außen betrachtet wirkt das ganze immer etwas zu offensichtlich, künstlich und übertrieben; die Russischen Frauen und Mädchen erscheinen mir zudem immer so profan und uninteressant, sodass ich mir immer sage, dass mich das als Mann wahrscheinlich eher abstoßen würde, aber vielleicht hat es einen anderen Effekt, wenn man direkt involviert ist. Ich kenne auf jeden Fall kaum einen Ausländer, der keine russische Geliebte/Freundin hat. Russische Frauen haben international wohl nicht zu Unrecht einen gewissen Ruf.
Unter meinen Freunden und Bekannten hier sind eigentlich nur drei Frauen, mit denen ich viel zu tun habe. Davon ist einen eine Ausländerin, eine die Freundin von Kevin und die dritte ein Hippie-Mädchen und zugleich die einzige Russin, mit der ich das Gefühl habe auf Augenhöhe zu reden.
Ich brauchte einige Stunden bis ich auf eure Seite gestossen bin. Dieser Beitrag ist sehr hilfreich für jederman der ihn hier liest. Danke fürs mitteilen.
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