Die Russen haben neben Wodka, Mayonaise-Salaten und Süßigkeiten eine weitere Leidenschaft, die die drei vorhergegangenen in den Schatten stellt: Kühlschrank-Magneten.
Genau diese Teile, bei denen man sich in den Souvenir-Shops der Welt immer fragt, wer sie kauft. Jetzt weiß ich es: Die Russen. Anfangs dachte ich es wäre nur ein Tick einiger Weniger. Yury, zum Beispiel, ist ein Weltenbummler und an seinem Kühlschrank ist kaum noch ein freies Plätzchen. Mittlerweile musste ich allerdings feststellen, dass die Kühlschrank-Magnet-Sammel-Leidenschaft ein weit verbreitetes Phänomen in Russland ist. Egal in welche Wohnung man kommt, es prangen Magneten an den Kühlschränken. Keine nichtssagenden Smiley-Magneten, sondern Reisesouvenirs: Die Miniatur-Keramik-Weinflasche aus Sevilla neben dem kitschigen Sonnenungergangsbild aus Sotchi. Es scheint dabei keine große Rolle zu spielen, ob man selbst dort gewesen ist. Wann immer wir Freiwilligen irgendwohin verreisen, werden wir gebeten, Magneten mitzubringen. Auf meiner bisher einzigen großen Reise nach Suzdal habe ich noch traditionelles Honigbier aus der Region mitgebracht, aber ein Magnet hätte wahrscheinlich mehr Begeisterung ausgelöst.
Die Krönung der Magneten-Sammler-Gilde hat vor kurzem Martin mitgebracht. Er war für zwei Wochen bei Freunden in Dublin. In den letzten Tagen vor der Reise hat er Leuten nur noch erzählt, dass er verreist und nicht mehr wohin, weil bei den Worten "Irland" und "Dublin" alle zuerst immer einen sehnsüchtigen Seufzer ausgestossen haben und ihn dann gefragt haben, ob er ihnen nicht einen Magneten mitbringen könnte. Nach zwei Wochen ist er wiedergekommen mit zwei Guiness für Kevin und mich und ungefähr 30 Magneten, die er an alle interessenten verteilt hat.
Das dumme an Sammelgegenständen ist, dass sie mich leider nicht kalt lassen. Während ich mich also noch darüber lustig mache, überlege ich insgeheim schon, woher ich in den nächsten Monaten noch Magnete bekommen könnte. Die ersten Magnete, die ich selbst geschenkt bekommen habe, sind noch irgendwo in der Ecke gelandet. Doch irgendwann habe ich sie an den Kühlschrank gepinnt und seitdem ist in mir der Entschluss gereift, wenigstens die Kühfachklappe komplett mit Magneten zu bedecken.
Wenn ich also im Mai nach Hause komme gibt es also eine Sache, die ich neben Sommerkleidung und Lese-Nachschub wieder mit nach Russland nehme: Kühlschrank-Magneten aus Hamburg und Bremen!
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