Zum Einstieg ein kleines Quiz: Was ist das?
Nein, das sind keine Würmer, sondern чак-чак (Tschak-Tschak), eine Art tartarischer Kuchen oder Süßspeise. Also nicht typisch russisch, aber trotzdem typisch für den Süßspeisengeschmack der Russen. Meine allererste Begegnung mit Tschak-Tschak hatte ich bereits während meiner ersten Tage in Russland. Wir waren zu Besuch bei Yuris Familie und in der Küche stand dieses "Ding" rum, das entfernt an ein Gehirn erinnerte. Ich war neugierig und fragte Martin, ob er wüsste, was das sei. Aus seiner Antwort sprach das wahre Entsetzen: "It is the most disgusting thing I ever ate. THEY say it is some kind delicacy. I had to eat it yesterday and it is nothing but pure sugar soaked with fat" (auf Deutsch: "Es ist das widerlichste, das ich jemals gegessen habe! SIE (damit meint er die Russen) sagen, dass es eine Spezialität ist. Ich musste es gestern essen, weil es mir angeboten wurde und es ist nichts als purer Zucker der in Fett getränkt ist". Diese Beschreibung hat mich erst einmal davon abgehalten, Tschak-Tschak zu probieren. Ich habe es zwar immer neugierig betrachtet, mich aber nie rangetraut. Erst nach mehr als zwei Monaten habe ich Zhenyas Tschak-Tschak wohl etwas zu neugierig angeschaut und er hat mir daraufhin etwas angeboten. Im Prinzip hatte Martin mit seiner Beschreibung recht: Ich habe später im Internet gelesen, dass Tschak-Tschak Teig ist, der in kleine Röllchen geformt wird, danach frittiert wird und zuletzt mit einer Zucker-Honig-Mischung übergossen wird. Das Ganze hat eine klebrig-weiche Konsistenz, die an den Zähnen kleben bleibt. Es ist zwar nicht das Leckerste, was ich je gegessen habe, und es ist auch tatsächlich von einer kaum vorstellbaren Süße, aber es ist auch auf keinen Fall widerlich. Und es kann auch echt lecker aussehen (einfach mal чак-чак bei der google Bildersuche eingeben). Martin mag nur einfach kein süßes Essen.
Im Allgemeinen ist hier alles einen kleinen Tick süßer als in Deutschland. Martins Kommentar dazu ist: Russen mögen alles extrem - extrem süß, extrem salzig, extrem viel Knoblauch... (Martin liefert viele Kommentare zu Russischen Lebensgewohnheiten ab). Tee trinkt man nur mit mindestens zwei Löffeln Zucker, Kuchen sehen immer etwas künstlich aus und statt mit Sahne sind sie mit Schokokuss-Creme gefüllt. Bonbons oder Pralinen (конфеты) muss man hier nicht in großen Packungen kaufen, sondern kann sich einzeln etwas abfüllen, so wie in der Gemüseabteilung. Allerdings erscheinen mir selbst die Pralinen süßer als in Deutschland, weshalb ich lange Zeit einen großen Bogen um alles Süße gemacht habe. Nach drei Monaten und etlichen Höflichkeits-Kuchenstücken, die ich nicht ablehnen konnte, habe ich mich etwas an die russische Süße gewöhnt.
Ich habe mittlerweile sogar einige Dinge entdeckt, die mir gut schmecken und die ich in Deutschland bestimmt vermissen werde. So zum Beispiel козинак (Kosinak). Vom Aussehen leicht zu verwechseln mit Vogelfutter. Es besteht aus Kernen (Sonnenblume oder Sesam) oder Erdnüssen, die mit Honig in Stangenform zusammengeklebt sind. Bei der Recherche bin ich gerade darauf gestoßen, dass es eine georgische Spezialität ist. Es passt also in die Reihe nicht-russischer Spezialitäten, die hier so beliebt sind, dass ich sie schon wieder als typisch Russisch bezeichnen würde. Halva, Baklava und Türkischen Honig bekommt man hier nämlich auch in jedem Supermarkt und ich habe sie schon oft zum Tee angeboten
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