Heute war ich zum ersten Mal im Schwimmbad! Im бассейн олимп (bassein olimp). Kevin und Martin waren beide schon einige Male mit Yuri schwimmen, aber ich durfte nie mitkommen, weil es getrennte Badetage für Männer und Frauen gibt. Aber da heute Frauentag war und ich einen freien Vormittag hatte, habe ich die Chance genutzt. Martin hat mich zum Übersetzen begleitet, was auch echt gut war, weil ein Schwimmbadbesuch ein riesiger bürokratischer Akt ist.
Das ganze fängt schon beim Ticketkauf an. Man bezahlt nicht einfach seinen Eintritt und geht ins Schwimmbad, sondern man kauft im Prinzip Schwimmstunden, die zu festen Zeitpunkten beginnen und enden. Ich habe zum Beispiel heute die Stunde ab 10.45 Uhr gewählt wie ungefähr 40-50 andere Frauen auch. Das heißt, ich durfte ab 10.30 Uhr in die Umkleidekabinen um mich umzuziehen und zu duschen, ab 10.45 Uhr durfte ich für 45 Minuten ins Schwimmbecken (um pünktlich 11.30 Uhr wurde die nächste Schicht ins Becken gelassen) und danach hatte ich noch eine Viertelstunde zeit um mich zu Duschen und zu trocknen. Heute habe ich nur mit einer Einzelkarte geschwommen, aber für den Dezember habe ich mir ein Abonement gekauft, auf dem ich genau meine Schwimmzeiten angeben musste (Mittwoch und Freitag um 10.45 Uhr und Sonntag um 15.30 Uhr). Keine Ahnung, ob ich es immer zu diesen Zeiten frei habe, aber das Abonement lohnt sich schon ab drei mal Schwimmen im Monat.
Nachdem ich mit Martins Hilfe meine Eintrittskarte gekauft habe, stand ich vor dem nächsten Hindernis. Man kommt nämlich nicht so ohne Weiteres in die Schwimmhalle, sondern muss erst eine ärztliche Untersuchung über sich ergehen lassen (auf offene Wunden und Fußpilz :)). Die Ärztin konnte zum Glück ein bisschen Deutsch und war total begeistert mal einen Ausländer zu untersuchen. Nach der Untersuchung musste ich noch meine Jacke und meine Schuhe an der Gaderobe abgeben (Gaderoben sind unheimlich wichtig in Russland!) und dann ging es auf Badelatschen weiter in die Schwimmhalle. Beim Warten auf die Ärztin habe ich eine ältere Russin kennengelernt, die mir jetzt in der Schwimmhalle alles gezeigt hat. Ansonsten wäre ich wahrscheinlich vollkommen verloren gewesen. In der Umkleidekabine musste ich zuerst meine Eintrittskarte an der "Rezeption" abgeben, wo ich eine Spind-Nummer zugewiesen bekommen habe (Nr. B-66, was sich später noch mal als tückisch herausstellen sollte). Ich war schon zu spät für die 10.45-Session, weshalb ich nur schnell alle meine Sachen in den Spind geschmissen habe und ihn zugeknallt habe. Danach ging es in den zweiten Stock in eine riesige Schwimmhalle mit 10-Meter Sprungturm, drei Becken, zehn 50m-Bahnen und Tribüne. Schwimmen war echt mal wieder toll, wenn auch nur für 20 Minuten. Dann musste ich nämlich schon wieder raus und bin zum Duschen in einen riieeeesigen Duschraum (mit sicherlich 50 Duschkabinen) gegangen. Und dann kam das Highlight: Der Trockenraum. Ich hatte schon von Martin und Kevin davon gehört und war deshalb schon lange gespannt darauf. Es gibt in dem Bad zwei Räume, in denen an der Wand zwei riesige Warmluftgebläse hängen, die einen trocknen. Ich habe mir den Trockenraum angeschaut, dann aber beschlossen mich doch lieber auf die herkömmliche Art mit Handtuch zu trocknen, da sich unter dem Riesen-föhn ein Pulk älterer Frauen drängte.
In der Umkleide folgte dann der letzte Schock: Mein Schrank ging nicht auf! Ich stand also da nur mit Handtuch bekleidet und rüttelte verzweifelt an Schrank nummer 66. Eine Oma hat wohl meine missliche Lage mitbekommen und mir dann irgendwie verständlich gemacht, dass ich zur Rezeption gehen muss um meine Schrank wieder öffnen zu lassen. Ich ging also zur Rezeption und in dem Moment, als ich vor der übelstgelaunten Rezeptionisten stand, fiel mir ein, dass ich keine Ahnung hatte, was 66 auf Russisch heißt (Warum hatte sie mich auch keine Zahl bis 49 gegeben... Die hätte ich schon gekonnt). Aber mit viel Mimik und Gestik habe ich mich verständlich gemacht.
Nach diesem Abenteuer war die erste Fahrt alleine in der Marschrutka ein Kinderspiel!