Freitag, 29. Juni 2012

Kinder

Ich habe in den letzten Wochen festgestellt, dass Sprachenlernen für Kinder wirklich Spaß bedeutet. Weder meine Studenten noch die Jugendlichen, die ich in der Schule unterrichtet habe, sind jemals mit solch einer Begeisterung aus meinen Stunden gegangen wie die Kinder, die ich jetzt habe.
Anfang Juni habe ich für zwei Wochen bei einer Art Sommer-Sprach-Schule mitgemacht, die von der Schule angeboten wurde, an der ich das ganze Jahr über unterrichtet habe. Die Kinder haben hier drei Monate Ferien, aber besonders in den ersten Wochen sind sie noch täglich freiwillig in der Schule, weil dort Aktivitäten angeboten werden. Die Sprachenschule wurde von den Fremdsprachenlehrern für Schüler der Schule und Kinder eines benachbarten Waisenhauses angeboten. Jeden Tag drei Stunden in Deutsch, Englisch oder Französisch. Kevin und ich haben mit unterrichtet.
Im Moment bin ich mal wieder im Alliance Francaise Sprachencamp. Im Winter habe ich schon einmal mitgemacht (siehe entsprechenden Beitrag im Januar). Dieses Mal sind es ganze zwei Wochen, die ich unterrichte. Außer mir sind noch Kevin, Zanda und Mael dabei und außerdem zwei Austauschstudenten aus Ghana und ein Franzose. Das Besondere ist, dass dieses Mal noch jüngere Kinder dabei sind, als letztes Mal. Die jüngsten sind sechs Jahre alt und gehen glaube ich noch nicht mal zur Schule. Ich habe eine Schülerin, die jeden zweiten Tag von mir zwei Stunden Einzelunterricht bekommt, weil sie als einzige aus ihrer Gruppe Deutsch als erste Sprache gewählt hat. Sie ist vierzehn und unterhält sich mit mir fließend auf deutsch, obwohl sie erst seit einem Jahr lernt. Ich glaube sie wird von den zwei Wochen echt profitieren.
Der Rest der Schüler spricht gar nicht bis schlecht deutsch, aber das macht nichts, das ich mittlerweile weiß, wie ich mit kompletten Anfängern umgehen muss (Mein Spielerepertoir hat sich ungemein erweitert).
Eine Sache, die mich immer wieder beeindruckt, ist die Schnelligkeit, mit der Kinder neue Sachen aufnehmen. Ich habe, wie gesagt einige sehr kleine Kinder dabei. In meiner ersten Stunde habe ich mein Standard-Programm abgezogen (Ich heiße - Wie heißt du? etc.). Dazu habe ich die Sätze an die Tafel geschrieben, damit die kompletten Anfänger sie ablesen können. Während der Rest der Klasse eifrig abgeschrieben hat, hing ein kleines Mädchen gelangweilt auf ihrem Stuhl herum und hatte noch nicht mal etwas zum Schreiben in der Hand. Und da ist mir plötzlich klar geworden, dass sie wahrscheinlich so jung ist, dass sie noch nicht einmal ihr eigenes Alphabet kann. Ich habe deshalb in der nächsten Stunde ausführlich das ABC behandelt und war stark beeindruckt von den Kindern. Ich selbst habe knapp zwei Wochen lang das russische Alphabet geübt und habe manchmal immer noch Probleme besonders Schreibschrift zu lesen. Diese Kinder lernen praktisch parallel in der Schule ihr eigenes Alphabet und das Lateinische. Als ich gefragt habe, wer das Alphabet kennt und es gerne an die Tafel schreiben würde hat sich sofort ein Mädchen gemeldet, dass dann ein perfektes, sauberes Schreibschrift-Alphabet angeschrieben hat - und sie war acht Jahre alt, geht also erst zwei Jahre zu Schule. Ich weiß nicht wie die das machen, aber ich konnte nach zwei Jahren gerade mal mein Schreibschrift-Alphabet...

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